Nachdem wir in den Jahren 2019 und 2020 wegen des Wetters nicht nach Schweden gefahren sind, hatten wir Schweden auch 2021 nicht auf dem Schirm. Wir schwankten zwischen Polen und den Niederlanden. Das Wetter versprach dieses Mal jedoch in Schweden besser zu werden. So disponierten wir kurzfristig um und entschieden uns zwei Tage vor Urlaubsantritt für Schweden.
Da wir noch nie in einem Skandinavischen Land waren, haben uns einige Fragen umgetrieben. Wir möchten diese Fragen hier beantworten. Vielleicht helfen die Antworten auch anderen „Schweden-Neulingen“ und können einige Ängste nehmen.
Sprache
Schwedische Sprachkenntnisse hatten wir absolut keine. Unsere Englischkenntnisse sind mehr als eingestaubt.
Mit einem Schwedisch-Lernprogramm haben wir versucht, uns in Deutschland ein paar Vokabeln anzueignen.
Ein paar Wörter möchte ich lernen, um dem Gastland wenigstens soweit die Ehre zu erweisen, einen „Guten Tag“ wünschen, „Danke“, „Bitte“ und „Auf Wiedersehen“ sagen zu können. Ich habe noch die Sätze „Ich spreche kein Schwedisch“ und „Sprechen Sie englisch oder deutsch? auswendig gelernt.
Auch die Sätze „Der Hund ist freundlich“ bzw. „Der Hund beißt nicht“ war schnell gelernt und hat mir auf dem Campingplatz nicht selten ein freundliches Lächeln eingebracht.
An den Rezeptionen kamen wir ansonsten mit Englisch problemlos klar. Einmal sogar mit Deutsch (Jönköping) und einmal mit einer Mischung aus allen drei Sprachen (Habo).
Ich habe Camper erlebt, die selbst noch mit Zeichensprache verstanden wurden.
Auch an den Supermarktkassen kam ich mit dem Satz „Jag pratar inte svenska“ (Ich spreche kein Schwedisch) mit englisch oder Zeichensprache durch.
Wer vor hat, öfter nach Schweden zu reisen (bei den meisten Leuten, die wir kennengelernt haben, wird es nicht bei einem Besuch bleiben), der sollte vielleicht einen der guten Online-Sprachkurse absolvieren oder einen der (seltener angebotenen) Kurse in einer Volkshochschule belegen.
Ich möchte dennoch zwei Apps und einen „analogen“ Sprachführer vorschlagen:
DeepL – Die Übeersetzungen gefallen mir besser als beim Google-Translator. DeepL ist auch kostenlos entweder über den Internetbrowser oder als App zu bekommen. Übersetzt zuverlässig und man kann sich die Texte vorsprechen lassen.
Google Lens – Da hält man die Handy-Kamera auf einen beliebigen Text, z.B. ein Hinweisschild auf einem Campingplatz, ein Verkehrszeichen oder eine Verpackung im Supermarkt und kann direkt die Übersetzung im Handy sehen. Die Übersetzungen sind nicht so überragend, aber man erkennt so wenigstens den Sinn mancher Schilder und kauft im Supermarkt nicht Ziegenkäse wenn man Rindfleisch haben möchte.
Taschenbuch von Marco Polo „Sprachführer Schwedisch“.
Das Besondere an diesem kleinen Taschenbuch für 10€ ist, dass hier die schwedischen Wörter nicht in der offiziellen Lautschrift, die man meist auch erst mühsam erlernen muss, aufgeschrieben ist, sondern in phonetischer Schrift.
Zum Beispiel:
Guten Tag – Hej (phonetisch: Häi) (Lautschrift hɛj)
Tschüss – Hey da (phonetisch: Häi doh)
Ja – Ja (phonetisch: jah)
Nein – Nej (phonetisch: näj)
Danke – Tack (phonetisch: Tack)
Und so weiter…
Einreise
Wie reist man am Besten nach Schweden?
Da führen viele Wege nach Rom…
Es gibt verschiedene Häfen in Deutschland, von denen aus man mit einer Fähre unterschiedliche Häfen im Süden und Westen Schwedens erreichen kann. Zum Beispiel
Rostock – Trelleborg
Lübeck – Trelleborg
Lübeck – Malmö
Kiel – Göteborg
Sassnitz – Trelleborg
und viele mehr.
Je nachdem dauert die Fährüberfahrt zwischen einer und neun Stunden. Die Kosten unterscheiden sich je nach Strecke, Anbieter, Jahreszeit und Fahrzeuggröße teilweise erheblich voneinander.
Man muss auch bedenken, dass man zum Einchecken auf der Fähre rechtzeitig und pünktlich ein bis zwei Stunden vor Abfahrt im Hafen sein muss. Ist man zu spät, ist die Fähre weg.
Bis man wieder von der Fähre runter ist, vergeht nicht selten nochmal eine halbe oder ganze Stunde.
Einer unserer Campingplatznachbarn hat einmal davon gesprochen, dass seine Fähre zwei Stunden Verspätung hatte und sich seine Anreise deshalb verzögerte.
Für uns waren das alles Kriterien, keine Fährüberfahrt zu buchen. Dazu kommt, dass nicht alle Fähren Hunde befördern und bei einer langen Überfahrt muss sich der Hund auch lösen können. Das geschieht an Bord meist in kleinen mit Sand gefüllten Containern mit einem „Alibibaum“. Das wollten wir unserem Hund nicht antun.
Wir haben uns deshalb für eine Fahrt auf dem Landweg entschieden. Über Flensburg, durch Dänemark durch und über die Oeresundbrücke nach Schweden.
Kosten für Maut betragen (Stand: Herbst 2021) insgesamt ca. 180€ (einfache Strecke).
Diesel für 400 km (Stand: Herbst 2021) ca. 70€ und ca. 5 Stunden Fahrzeit von Flensburg bis Malmö.
Wartezeiten an den Grenzen und an den Mautstationen gab es nicht.
Eine Rechnung, die für uns aufgrund der höheren Flexibilität aufging.
Mit einem „ÖresundBizz“, der an der Windschutzscheibe angebracht wird, kann man einfach und reibungslos ohne anzuhalten die Mautstellen in Dänemark und Schweden passieren. Mit einem Abo, das jährlich 42 Euro kostet, spart man bereits bei der ersten Fahrt Geld und kann die o.g. Kosten reduzieren.
Mautstelle
An den Mautstellen kann man ansonsten mit Kreditkarte bezahlen. Das geht sehr einfach:
– Karte einstecken, nach Anweisung wieder rausziehen.
– Keine Unterschrift, keine PIN-Nummer eingeben,
– auf dem Display „Kvitto“ (Quittung) antippen – Fertig.
– Schranke öffnet sich und man kann weiterfahren. Der ganze Vorgang dauert keine 30 Sekunden.
Die grünen Fahrspuren „Ekspres“ sind für alle, die den ÖresundBizz in der Windschutzscheibe haben. Hier kann man fast ohne zu bremsen durchfahren.
Die blauen Spuren „Kort“ oder „Card“ sind für die Kreditkartenzahler.
Manchmal gibt es auch eine gelbe Fahrspur mit einem Geldsymbol (Cash). Da kann man dann Bar bezahlen. Diese Spuren sind aber scheinbar nur selten mit Personal besetzt.
Bezahlung
Man liest häufig, dass die Schweden selbst Kleinbeträge von 2 oder 3 Euro mit Kreditkarte bezahlen.
Das stimmt.
Wir hatten sicherheitshalber 600 Kronen (60 Euro) an einem Bankautomaten abgehoben. Wir wollten mit einem 500-Kronen-Schein auf einem Campingplatz zwei Eis für 60 Kronen bezahlen, Das bereitete der Dame an der Kasse größere Probleme wegen des Wechselgeldes. Warum man mindestens in der Nebensaison trotzdem immer Bargeld dabei haben sollte, beschreibe ich im nächsten Absatz bei den Campingplätzen.
Campingplätze haben bei unserer Reise immer Kreditkarten akzeptiert.
In der Nebensaison waren manche Campingplätze zwar geöffnet, es war aber gar kein Personal mehr an der Rezeption anwesend, oder, falls doch, nur für für wenige Stunden am Vormittag.
Reist man außerhalb dieser Zeiten an, sucht man sich einen freien Stellplatz aus und zahlt am nächsten Tag, indem man das Geld passend in einen an der Rezeption bereitgestellten Briefumschlag steckt und vor Ort in einen Briefkasten wirft.
Auf einem Campingplatz lagen z.B. vorbereitete Briefumschläge, passend zu freien Plätzen aus. Man konnte sich einen Umschlag nehmen. Im Umschlag war ein weiterer Umschlag für die zu zahlende Stellplatzgebühr enthalten, ein Schlüssel für den Stromanschlusskasten, eine Scheckkarte für den Zugang zu den Sanitäreinrichtungen, ein Platzplan und ein Hausprospekt.
In Supermärkten (z.B. ICA oder Lidl) konnten wir auch immer mit der EC-Karte (Maestro) bezahlen.
In einem Lidl habe ich auf unserer Heimreise dann noch das Bargeld, welches ich zu Anfang abgehoben hatte, ausgegeben. Die Scheine wurden komplett in einen Geldscheinprüfer gesteckt, das Wechselgeld kam automatisch aus einem Münzautomaten heraus.
Wir konnten bei den Kreditkartenzahlungen manchmal wählen, ob wir in Schwedischen Kronen (SEK) oder in Euro bezahlen wollen. Wir haben dann Euro gewählt. Bei Bezahlung in SEK wurden uns von unserem Kreditkartenunternehmen immer noch Gebühren zwischen 50 Cent und 2,20 Euro je Bezahlung berechnet.
Fazit: Bezahlung überall völlig einfach – stellt kein Problem dar. Am Einfachsten mit Kreditkarte.
Tanken / Luft / Wasser
Tankstellen sind anders als hier in Deutschland: Hier gibt es nur selten einen Shop mit Bedienung. Es gibt überwiegend nur Selbstbedienung mit Kreditkartenzahlung. Aber auch das funktioniert meist relativ einfach.
Die meisten Terminals übersetzen alle Texte ins Deutsche.
Die Zapfsäulen lassen sich leicht übersetzen:
Blyfri 95 (Superbenzin Bleifrei 95 Oktan)
Blyfri 98 (Superbenzin Bleifrei 98 Oktan)
Diesel
LPG-Autogas scheint an Tankstellen nicht so verbreitet wie bei uns zu sein.
Hier gibt es spezielle Gashändler.
Hier eine Liste von Gashändlern:
www.besucherguide-schweden.de/reiseinfos/gasfullstationen/
Oder bei Google Maps den Ort und LPG eingeben. Also z.B. „Jönköping LPG“.
Da bekommt man alle Gastankstellen in der Umgebung angezeigt. (Das funktioniert übrigens auch mit Begriffen wie Coop, ICA und Lidl 😉 )
Luft / Wasser (Luft / Vatten)
Luft und Wasser wird oft in kleinen Schränken angeboten. Diese sind mit „Serviceplats“ beschriftet.
Gleich bei dem ersten Stopp in Schweden, als ich den Reifendruck überprüfen wollte, bin ich hereingefallen.
Außen am Schrank war ein Schlauch mit Ventil angebracht, welches aber an den Wohnmobilreifen nicht passte.
Meine ratlosen Versuche den Luftdruck zu prüfen, hat ein freundlicher Porschefahrer beobachtet, der mir gezeigt hat, dass in dem Schrank ein weiterer Schlauch untergebracht ist, dessen Anschluss dann auch auf die Ventile der Womo-Reifen passte. So ähnlich wie auf diesem Bild sah das dann aus.
Tanken / Auffüllen von Gasflaschen
Das Auffüllen bzw. Tauschen von deutschen Gasflaschen scheint in Schweden nicht einfach zu sein. Dazu haben wir bei unserem ersten Schwedenbesuch noch keine Erfahrungen sammeln können. 1. war es noch nicht so kalt und 2. hatten wir auf den Stellplätzen meist Strom inklusive. Da sowohl unsere ALDE-Heizung als auch Kühlschrank mit Strom zu betreiben sind, haben wir kaum Gas verbraucht.
In Schweden werden unsere Gasflaschen offiziell nicht getauscht.
Es gibt jedoch eine Internetseite auf der man Gashändler finden kann, die Gasflaschen befüllen. Diesen Link stelle ich hier mal ein: Gashändler in Schweden
Einkaufen
In Südschweden gibt es in jeder mittelgroßen Gemeinde zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten. Angefangen von Bauhaus über Lidl, ICA, Coop und viele kleinere Läden.
Die Preise in Schweden sind 30-50% teurer als hier in Deutschland. Das fängt beim Benzin an und hört beim Mineralwasser nicht auf. Am günstigsten kauft man bei Lidl und Aldi ein.
Einfach nur Wasser mit oder ohne Kohlensäure (Kolsyra) gibt es nur schwer zu kaufen. Meist sind irgendwelche Aromastoffe (Zitrone, Orange usw.) enthalten. Wir haben meist Leitungswasser getrunken. Das schmeckt gut und soll sauber sein. WSir hatten damit zumindest keine Probleme.
Über alkoholische Getränke möchte ich nicht viel schreiben. Darüber gibt es im Internet zahlreiche Informationen. Alkohol ist auf jeden Fall teuer und Hochprozentiges nicht überall zu bekommen. In Supermärkten gibt es nur alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt von nicht mehr als 3,5 Volumenprozent – also weniger als unser deutsches Bier. Hochprozentiges kauft man in speziellen Märkten: „Systembolaget“.
Wer darauf wert legt, sollte sich ausreichend Stoff von zu Hause mitbringen (Zollfreigrenzen beachten).
Einkaufswagen
Die meisten Einkaufswagen, mit denen wir es zu tun hatten, benötigten keine Münzen.
Dort, wo Münzen gebraucht werden, passen keine Euromünzen. Man sollte sich also eine 5- oder 10-Kronen-Münze besorgen. Oder man nimmt einen Einkaufskorb.
Getränke Pfandflaschen
In Schweden gibt es ein Pfandsystem ähnlich wie in Deutschland.
Plastikflaschen kosten 2 Kronen Pfand (20 Cent), Glasflaschen eine Krone (10 Cent).
In/An den Supermärkten gibt es, wie in Deutschland, Pfandautomaten in die man die Flaschen einsteckt. Den Bon gibt man dann an der Kasse ab.
Wo man Glasflaschen zurückgeben kann, hat sich mir nicht erschlossen.
Campingplätze / Stromanschlüsse
Aus verschiedenen Gründen haben wir während unseres ersten Schwedenbesuchs nur Campingplätze angefahren, bei denen wir einen Landstromanschluss hatten.
Deshalb möchte ich auch nur zu diesem Thema hier etwas schreiben:
Dort wo es Strom gibt, haben die meisten Plätze CEE-Anschlüsse.
Wir hatten aber auch zwei Plätze, die hatten Schuko-Steckdosen.
Es empfiehlt sich also, einen entsprechenden Adapter dabei zu haben (siehe nachfolgendes Bild):
Internet
Im Süden hatten wir überall hervorragendes Internet. Selbst in ländlichen Gegenden war das besser, als in Deutschland. Viele Plätze boten auch kostenloses Wlan an. Dort wo es angeboten wurde, war es zufriedenstellend schnell. Wie es in der Hochsaison aussieht, wenn die Plätze voll sind, kann ich nicht sagen.
Reisezeit
Über die Reisezeiten gibt es im Internet zahlreiche Infos. Ich möchte das hier nicht alles wiederholen.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Campingplätze, die nicht ganzjährig geöffnet sind, in der letzten Septemberwoche oder spätestens ersten Oktoberwoche schließen. Angeschlossene Restaurants oder Geschäfte sind oft schon früher geschlossen.
Bei der Suche nach Campingplätzen haben uns die folgenden Apps und Internetangebote die besten Dienste geleistet. Die Aufstellung ist unvollständig. Es gibt noch zahlreiche andere Dienste mit denen ich mich aber nicht anfreunden konnte. Das ist eben Geschmackssache – da muss jeder für seinen Bedarf das Richtige finden. Manche Apps kosten eine jährliche Gebühr, Internetangebote sind oft kostenlos.
1. www.camping.info
2. www.camping.se
3. www.park4night.com
4. Promobil Stellplatz-Radar
Es gibt aber auch einige gute Facebook-Gruppen in denen wir sehr gute Stellplatztipps erhalten haben.
Eine „Camping Key Europe-Karte“ wurde von einigen Plätzen verlangt. Rabatte habe ich aber nie bekommen.
Man kann sich damit leicht bei den Campingplätzen einloggen und muss nicht jedes Mal seine Personalien in Formularen eintragen. Das war’s auch schon.
Ich hoffe, dass ich dem einen oder anderen Schweden-Neuling ein paar Fragen beantworten konnte.
Zumindest haben uns diese Fragen am Anfang beschäftigt.
Bei unserem nächsten Urlaub testen wir dann aus, wie man Gasflaschen befüllt bekommt.
(Stand dieser Infos: Oktober 2021)